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"Schwarze Küche" in der Dorfkate

Schwarze Küchen waren vom 16. Jahrhundert bis zum Anfang des 19. Jh. in Betrieb und geben uns heute einen Einblick in die bäuerliche Lebenswelt. Eine "Schwarze Küche" war früher ein Raum zwischen Wohnbereich und Stall und diente als zentraler Feuer- und Kochplatz in einem Gutsarbeiterhaus für mehrere Familien. Oftmals wurden mehrere solcher schwarzen Küchen in einem Haus eingebaut. In der Dorfkate wurden acht solcher Kochstellen eingebaut.

Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts wurde in den ländlichen Wohnhäusern Brandenburgs auf offenen Feuerstellen in der Mitte des Hauses gekocht.
Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts setzten sich gemauerte Mantelschornsteine durch, die in der Mitte des Hauses lagen und von zwei oder vier Wohnungen gleichzeitig genutzt wurden.

In den kleinen fensterlosen Räumen, in denen das Feuer ursprünglich auf dem Ziegelboden brannte. Sie war der wichtigste Arbeitsraum im Haus, in dem zunächst auf einem Dreifuß gekocht wurde, erst später wurden feste Kessel eingebaut, geräuchert wurde im Kamin. An der Stubenseite der Küche befand sich ein verschließbarer Wandkamin, in dem ebenfalls ein offenes Feuer brannte, das der Zubereitung kleinerer Speisen und der Zimmerbeleuchtung diente In ihrer Gesamtheit bildeten diese Feuerstätten zusammen mit dem ebenfalls an den Mantelschornstein angeschlossenen Ofen der Stube das Wärmezentrum des Hauses.

Im Bereich oberhalb der Feuerstelle ist die Decke offen, um den Rauch frei in den darüber liegenden Raum abziehen zu lassen. Hier "lagerten" dann die Rauchwaren an Stangen an der Decke.

Begriffsherkunft: Schwarze Küchen haben zwei Ableitungen für den Namen.

1. Ableitung:
Im Flur unter der Treppe befand sich ein fensterloses Gewölbe, welche als Küche von mehreren Familien genutzt wurde. Da dieser Raum kein Fenster besaß, wurde sie auch "Schwarze Küche" bezeichnet.

2. Ableitung
Der Name leitet sich vom Rauch der offenen Feuerstelle ab, welcher das Mauerwerk und das Gewölbe über der Kochstelle und der darüber befindlichen Lehmglocke (Rauchabzug) schwärzte.

Größe und Form: Es gibt verschiedene Größen der Grundform der Küche, meistens quadratisch und ca. 2,00 bis 3,60 m x 2,00 bis 4,80 m groß. Die in der Dorfkate befindlichen acht Küchen haben die Ausmaße von 1,75 x 2,10 m.
Im Bereich oberhalb der Feuerstelle ist die Decke offen, um den Rauch frei in den darüber liegenden Raum abziehen zu lassen. Auf dem Küchengewölbe ist ein offener Schlot als Lehmglocke aufgesetzt. Durch das Gewicht befindet sich diese Küche im Erdgeschoss und endet mit der Lehmglocke (Abzug) auf dem Dach. Der Rauch entwich durch das Gebälk und durch die Ziegel, sowie später über eingebaute Schlote aus Stein oder Lehm.
Die Wände der Küchen sind aus Ziegelmauerwerk und grenzen jeweils an die Wohnstuben. Neben den Kaminen befand sich ursprünglich ein von der Küche aus zu beschickender niedriger Ofen. Diese Öfen wurden bei der ersten Modernisierung 1880 durch Kachelöfen ersetzt. Die schwarzen Küchen waren sowohl für die Wärme spendende als auch speichernde Wirkung gedacht.
Bei dem Umbau des Hauses Ende des 19. Jahrhunderts wurden in Höhe der Geschoßdecke "preußische Kappendecken" in die Kamine eingezogen und Reinigungsöffnungen im Dachgeschoß hinzugefügt.
Im Dachgeschoß bestehen die Dome (Lehmglocken) der schwarzen Küchen aus schräg gemauerten 12 cm Läuferschichten in leichter Abtreppung. Oberhalb der Kehlbalken führt der Kamin geradlinig über das Dach.
Nach dem 1. Weltkrieg wurden an die Mantelkamine je 2 Räucherkammern angebaut. Sie bestehen aus Betondielen mit Stahlarmierungen (Straßenbahnschienen).

1) Schwarze Küche
2) Lehmglocke (Abzug)
3) Zwischendecke
    (Gewölbe "preußische Kappen")
4) offener Abzug über der Kochstelle  
5) Öffnung für Stubenofen
6) Kochplatte
   

Einrichtung: Meistens hatten diese Küchen nur eine Herd- oder Feuerstelle. Nur selten befand sich im Raum eine Sitzbank, Stuhl, Tisch oder Schrank.

Nutzung: Zubereitung von warmen Mahlzeiten für die Besucher und Gäste. Üppige Speisefolgen entstanden in ihr nicht. Vielmehr waren es Suppen und Gerichte, aus dem, was die Jahreszeit, Garten, Markt und Geldbeutel hergaben oder was eben an bestimmten Tagen Sitte und Brauch war. Oft waren die Augen größer als der Magen. Manchmal fehlt es an Zutaten, um zu kochen, auf was man Lust hat. Ein anderes Mal brennt eine Speise an, die Mühe war umsonst.

Erwähnung in der Literatur: "Faust" (Johann Wolfgang von Goethe)

... Mein Vater war ein dunkler Ehrenmann,
der über die Natur und ihre heil'gen Kreise in Redlichkeit,
jedoch auf seine Weise,
mit grillenhafter Mühe sann;
der, in Gesellschaft von Adepten,
sich in die schwarze Küche schloß,
und, nach unendlichen Rezepten,
das Widrige zusammengoß.
Da ward ein roter Leu, ein kühner Freier,
Im lauen Bad der Lilie vermählt,
und beide dann mit offnem Flammenfeuer aus einem Brautgemach ins andere gequält. ...


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